Angekommen


23.08. - 30.08.2019

Mein Jahr in Uganda begann an einem Freitag um 10 Uhr abends. Nach 14 Stunden Flug waren wir endlich am Ziel angekommen und es fehlte nur noch die Überprüfung der Gelbfieberimpfung und des Visums. Trotz meiner Befürchtungen, die mich bei jedem Flug begleiten, kamen auch unsere Koffer an und wir konnten (nachdem wir den Ausgang gefunden hatten..) den Flughafen verlassen.

Unsere Mentorin Trina, ihr Mann und zwei ihrer Kinder warteten schon auf uns und brachten uns nach einer herzlichen Begrüßung zu sich nach Hause, wo wir die nächste Woche im Gästehaus leben würden. Leider konnten wir in der Dunkelheit nicht viel von unserer neuen Heimat erkennen, was sich aber gleich am nächsten Morgen änderte, als es zum Geld wechseln und Sim-Karten holen zurück in die Stadt ging.

Staunend (wie ein echter Tourist...) betrachtete ich die ungewohnte Umgebung. Links und rechts vom Highway die typische rote Erde, unterschiedlichste Shops und Gebäude, vereinzelt ein paar Kühe, Ziegen oder Hühner und viele Menschen, die sich unterhalten, arbeiten, verhandeln,... Auf der Straße wiederum herrscht Linksverkehr, was mich immer noch bei jeder Fahrt nervös macht, ganz abgesehen von den herumfahrenden Motorrädern, Kleinbussen, Lkws, Autos, Fahrrädern…

Nach dem Besuch der Victoria Mall, in der es unter anderem einen Supermarkt, Klamottenläden und einen Friseur gibt, gab es das erste ugandische Mittagessen, das aus Matoke (gekochte, herzhafte Bananen), Süßkartoffeln, Reis und Soße mit Bohnen bestand. Die Kombination aus der Menge an Essen und der Menge an Kohlenhydraten machte uns allen zu schaffen und so ging es mit vollem Magen und einer gewissen Trägheit weiter zum Zoo.
Nach der Sicherheitskontrolle, die man hier an vielen öffentlichen Orten findet, führte uns ein Guide übers Gelände und erzählte uns währenddessen etwas zu den einzelnen Tieren, was wirklich interessant war. Dadurch dass zum Beispiel die Wege nicht gepflastert waren, wirkte der ganze Zoo sehr natürlich, was ich echt schön fand.
Anschließend saßen wir noch am Strand des Victoria Sees, genossen das schöne Wetter und sahen währenddessen auch gleich eine Hochzeit, die zusammen mit der „Introduction“, bei der sich unter anderem die Familien des Paares kennenlernen, wesentlich häufiger als in Deutschland stattfindet.

Das Gebäude, in dem die Feier stattfand, links sieht man das Brautpaar
 

Abends kam einer der jetzigen Freiwilligen Jonathan vorbei, redete mit uns unter anderem über seine Erfahrungen und zusammen machten wir „Rolex“, was eine Art Pfannkuchen mit Omelette ist und (im Gegensatz zum Mittagessen) wirklich lecker wahr.
Er hat uns dann auch gleich eingeladen ihn und seine Gastgeschwister am nächsten Tag zum Gottesdienst zu begleiten und so stiegen Pia und ich gegen halb 12 das erste Mal in ein „Matatu“. Neben den „Bodas“, die man am ehesten als Motorradtaxis bezeichnen kann und die gefühlt überall kreuz und quer herumfahren, sind die Kleinbusse, die auf ihrem Weg immer wieder Menschen aufsammeln oder rauslassen zumindest in Entebbe eines der gängigsten Fortbewegungsmittel.
Im Gegensatz zu den deutschen Gottesdiensten, die meiner Meinung nach oft ziemlich langweilig sein können, begann dieser mit unglaublich schönen, meist fröhlichen Liedern, die von 5 Sänger/innen und einem Chor gesungen wurden. Dank dem Text auf der Leinwand konnte jeder mitsingen und während in Deutschland jeder "still" und für sich auf seiner Bank sitzt (nach meiner Erfahrung), standen hier alle und/oder bewegten sich zur Musik. Auch der Rest des Gottesdienstes, welcher unter anderem aus verschiedenen Reden bestand, war schön, aber diese erste halbe Stunde war bis dahin mein persönliches Highlight.
 

Zusammen mit Jonathan, seinen Geschwistern und Freunden ging es dann das erste Mal Streetfood essen und zwar „Tschikumandu“ (keine Ahnung, wie man es schreibt; ist aber auf jeden Fall zerstückelter Pfannkuchen (Chapati) mit Bohnen-Soße), was wieder wirklich lecker aber wieder eine Riesen-Portion war.
Da man das Leitungswasser hier leider nicht trinken kann, gibt es entweder abgekochtes -oder Flaschenwasser und als nach dem Essen kommentarlos alle Flaschen auf den Boden gefegt wurden, war ich erstmal ein wenig geschockt. Tatsache ist, dass es hier einfach nicht wirklich ein Recycling-System oder ähnliches gibt, weshalb zum Beispiel auch die meisten Haushalte ihren Müll bei sich verbrennen.  Daran muss ich mich als „Öko“ (wie ich liebevoll von einem Freund genannt werde) zwar erst noch gewöhnen, allerdings können die Einwohner ja überhaupt nichts dafür und wie ich später feststellte, gibt es schon einige NGO's etc., die sich um eine Verbesserung beim "waste management" bemühen.

Von Links: Trina, Thea, Philipp, Eva, Jonathan, Pia, Ich, Amelie

Am Montag begann dann das zweite Vorbereitungsseminar zusammen mit den jetzigen Freiwilligen Jonathan, Thea, Eva und Amelie. Zum Frühstück waren wir drei mit unserer deutschen Pünktlichkeit allerdings mindestens eine halbe Stunde zu früh. Da wussten wir noch nicht, dass sich Treffen oder Veranstaltungen oft "ein bisschen" nach hinten verschieben können (in Extremfällen bis zu 2 Stunden), wenn beispielsweise der Gegenüber auf dem Weg noch Bekannte trifft, aber sobald man sich einmal daran gewöhnt hat, ist es leicht sich anzupassen.
Nach dem Essen, was die ganze Woche über aus „Bread“ (kein Brot, sondern eher so Toast/Milchbrötchen und etwas gewöhnungsbedürftig), Eiern, Bananen, manchmal Würstchen und Tee/Kaffee bestand, begann der erste Vortrag über NGO's und Politik in Uganda. Vor allem in den ersten Tagen war das Englisch leider noch nicht so verlässlich, weswegen sowohl das Zuhören bzw. Verstehen, als auch das Sprechen teilweise relativ problematisch war, was sich aber zum Glück von Tag zu Tag bessert.
Ohne großartige weitere Vorkommnisse und nach ein paar Kartenspielen am Abend war auch schon wieder der nächste Tag vorbei.
Dienstag begann mit dem Thema Gesundheit, wo es zum Beispiel um Malaria und HIV, aber auch um erste Hilfe ging. Danach ging es zur „Reptile Village“, mit Schlangen, Schildkröten und Chamäleons, die wir sogar auf der Hand halten durften.
 


Meine Mitfreiwillligen Philipp und Pia, und unsere Mentorin Trina

Auch der Vortrag des Guides war wieder spannend, also alles so weit so gut, bis es dann mit einem lebendigen Huhn zur Krokodilfütterung ging... Wer mich kennt weiß, dass ich als Tierliebhaber nicht mal Spinnen töte, obwohl ich unfassbare Angst vor ihnen hab. Als der Guide dem Huhn dann mit einem leisen Knacken das Bein brach, damit es nicht mehr weglaufen kann und es von dem Krokodil verschlungen wurde (an dieser Stelle bitte die entsprechende Geräuschkulisse vorstellen) habe ich dementsprechend erstmal angefangen zu weinen…möglicherweise deutet das darauf hin, dass ich ab und an ein bisschen zu emotional bin (und ja mir ist bewusst, dass das in der Natur auch so ist, aber es wirklich zu sehen, ist noch einmal was anderes).


Am nächsten Tag fuhren wir nach der „Session“ in den botanischen Garten, wo uns (mal wieder) ein Guide herumführte. Es war wirklich schön, auch weil er viel Spannendes zu den einzelnen Pflanzen erzählt hat. Angeblich soll sogar ein früherer Tarzan-Film dort gedreht worden sein, woraufhin sich Philipp unbedingt an einer Liane über den kleinen Bach schwingen wollte.


Am besten waren aber die Affen, an die man echt nah rangehen konnte und es gab sogar mehrere Babys, von denen eins gerade mal ein paar Tage alt war (So süß!)


Auf dem Weg zum Strand, wo wir den restlichen Nachmittag und Abend mit Trina und ihrer Familie verbrachten, sahen wir dann auch die erste Schlange (die ich natürlich erstmal anfassen musste..).  Beim Sackhüpfen (was eigentlich Sackrennen sein sollte, aber das sagt einem natürlich keiner..) hab ich mir zwar fast die Füße gebrochen, aber immerhin einmal fast gewonnen, im Gegensatz zu unserer unfassbar tollpatschigen Pia, die nach zwei Stürzen gleich am Start liegen blieb :D
 
Abendessen am Strand


In der Nacht und bis zum Frühstück erlebten wir den ersten richtigen Regen, welcher so laut war, dass man kaum schlafen konnte. Auch wenn die Sonne später wieder rauskam (wie uns berichtet wurde kann man in Uganda alle möglichen Wetterzustände innerhalb eines Tages erleben, weswegen man an sich auch bei Sonnenschein mit Regenjacke aus dem Haus gehen sollte) haben wir nichts mehr unternommen. Nach dem marokkanischen Essen, das Philipp für uns gekocht hatte,  kam Pia von ihrer Gastfamilie zurück, wo sie schon ihren Koffer hingebracht hatte, und wir spielten alle zusammen „Werwolf“. Auch wenn seit dem ersten Abendessen (um Mitternacht gab es nochmal Nudeln :D) der Strom ausgefallen war hatten wir genug Spaß und Handytaschenlampen, um bis 3 Uhr nachts durchzuhalten, weswegen wir am nächsten Tag allerdings etwas übernächtigt waren.
Nach dem Frühstück, einer letzten Einheit und Mittagessen war das Seminar auch schon zu Ende und wir mussten uns voneinander verabschieden. Während es für Jonathan und Amelie die letzten Tage in Uganda waren, hatten Eva und Thea um ein paar Monate verlängert und für uns drei ging es gerade erst los...

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