Meine erste Arbeitswoche


Am Montagmorgen klingelte mein Wecker um 6:45, was nicht nur eindeutig zu früh ist, sondern mich auch viel zu sehr an die Schulzeit erinnert. Nichtsdestotrotz musste ich aufstehen und mich fertig machen um dann eine Stunde später nach einem Tee und dem üblichen süßen Brot (Lecker…) zur Arbeit gebracht zu werden.
Auf dem Weg haben wir noch meine Geschwister bei ihrer Schule abgesetzt, während sich meine Nervosität langsam weiter steigerte.  Angekommen bekam ich erstmal eine Broschüre über meine Organisation zum Lesen und wurde damit in mein Office geschickt.
Ich arbeite bei der NGO „Joint Effort to Save the Environment“ (kurz: JESE), welche sich hauptsächlich mit Umweltschutz beschäftigt. Es gibt drei verschiedene große Bereiche: „Natural Ressource Management“, „Water Sanitation and Hygiene Improvement“ und „Agriculture Production“, in welchen ich im Laufe des Jahres arbeiten werde (http://jese.org/).
Dann lernte ich meinen Supervisor Allan kennen, der für mich verantwortlich sein wird, wurde übers Gelände geführt und lernte einen Haufen Menschen kenne, deren Namen ich natürlich sofort wieder vergaß. Zum Glück haben auch einige Schwierigkeiten mit meinem Namen, weshalb ich nach ein paar Tagen den Spitznamen Ninja bekam :D Im Office traf ich auch meine Vorgängerin Thea, welche bis Anfang Dezember verlängert hatte und da ich sie schon vom Seminar kannte, war ich sehr froh über dieses eine bekannte Gesicht. 




 Das Hauptgebäude
 
Mein Office

Kurz darauf ging es zu meinem Erstaunen mit Allan zu einem Workshop und zwar mit dem Motorrad!! Das wollte ich schon so lange mal machen, aber natürlich geht es gleich beim ersten Mal steil bergauf und mitten durch den Wald, wo man aufpassen muss, dass man nicht mit den Knien gegen die Bäume stößt... cool wars trotzdem :D
Der 2-tägige Workshop befasste sich mit „Waste management in Fort Portal“. An sich ein für mich spannendes Thema, allerdings fehlte mir so einiges an englischem Vokabular und allgemein war es sehr fachlich und eher für Menschen mit einem höheren Wissensstand gedacht. Außerdem war ich unglaublich müde, weswegen ich doch ein bisschen froh war, als es wieder zurück und dann nach Hause ging.
Dort habe ich ein bisschen mit meinen Geschwistern gespielt, was ganz schön war, weil ich das Gefühl habe, dass sie mir immer mehr vertrauen. Zwischendurch haben Vincent und ich mit meinen Eltern geskypt, damit die sich auch mal kennenlernen, während die Kinder die ganze Zeit um uns rumliefen und unbedingt in die Kamera gucken wollten :D Anschließend durfte ich noch meine Katze Marie, die ich echt vermisse, übers Handy sehen und habe eine kurze Roomtour für meine Eltern gemacht gemacht.

Am nächsten Tag ging es schon ein bisschen selbstbewusster ins Office, weil ich jetzt immerhin wusste, wo ich hingehöre. Zum Workshop hatte ich diesmal zum Glück mein Handy dabei, sodass mir nicht ganz so langweilig war. Nach der Arbeit habe ich mir im Supermarkt erstmal einen Haufen Süßigkeiten gekauft, die aber wirklich verhältnismäßig teuer sind...
Im Allgemeinen sind viele Dinge günstiger als beispielsweise in Deutschland, unter anderem weil der ugandische Schilling relativ schwach ist. Zum Beispiel bekommt man eine volle Mahlzeit für 8.000 Schilling, was etwa zwei Euro sind, oder ein Chapati für 500, was gerade mal 12 Cent wären. Dagegen sind 24 Schokoriegel für 10.000 wirklich teuer, wenn auch für mich als „Deutsche“ immer noch günstig.

Mittwoch war dann mein erster richtiger Tag im Office. Morgens zeigte mir Thea erstmal den Gemüse -und Kräutergarten, wo wir dann auch gleich Unkraut gejätet haben. Anschließend habe ich etwas für meinen Kollegen Richard abgetippt und dann noch eine handgeschriebene Tabelle in Excel übertragen, welche ewig lang war und unglaublich viele Telefonnummern und komplizierte ugandische Namen enthielt, weswegen ich trotz Theas Hilfe bis zum nächsten Tag brauchte.
Dennoch sind wir beide ein bisschen früher gegangen, um in der Stadt Mittag essen zu gehen, Geld zu wechseln und mir ein paar gute Geschäfte zu zeigen. Anschließend ging es noch in das Café „Sweet Aromas“, um das WLAN dort zu nutzen, weil man normalerweise auf sein Datenvolumen angewiesen ist (was natürlich dementsprechend günstig ist aber eben trotzdem nicht unbegrenzt). Außerdem gibt es dort soo leckeren Kuchen, Kekse, Muffins usw. und auch eine heiße Schokolade habe ich getrunken. Und dann bekam ich auch noch ein Rutooro-Buch von Thea geschenkt, worüber ich mich echt gefreut habe und gleich ein paar Sachen ausprobierte, was unter anderem zu einem 10minütigen, tränenreichen Lach-Flash führte... Trotzdem wir nebenbei gearbeitet haben, hatten wir so viel Spaß, dass wir total die Zeit vergaßen und es auf einmal dunkel wurde (was hier gegen 7 und innerhalb von einer halben Stunde passiert), weswegen ich von Vincent abgeholt werden musste.

Donnerstag und Freitag ist an sich nicht viel passiert. Oft arbeite ich einfach nur an diesem Blog bzw. an den Beiträgen, wenn nichts zu tun ist. Aber ich habe auch für meinen Kollegen Richard Reports und Projektanträge geschrieben, wobei mich das Lob, dass ich „The fastest typer“ sei, schon ein bisschen gefreut hat.
Nach Hause bin ich das erste Mal mit dem vertrauten Boda meiner Familie gefahren, was teilweise nicht sonderlich bequem war, aber trotzdem irgendwie Spaß gemacht hat. Auf dem Weg hörte ich auch das zweite Mal bewusst das Wort „Muzungu“, was so viel wie „Weißer“ bedeutet, und zwar von einem kleinen, mich anstrahlenden Kind, was schon irgendwie süß war.

Am Samstag ging es mit der ganzen Familie (inklusive einer Schwester von Priscilla und ihrer Kinder) zum Swimming Pool, was mit 10 Kindern im Auto ein bisschen eng war, aber naja wer braucht schon Verkehrssicherheit :D Im Kinderpool habe ich auf die kleine Cera aufgepasst, weil sie noch nicht schwimmen kann und danach noch ein bisschen mit den anderen gespielt, was alles in allem wirklich Spaß gemacht hat. 
  



Direkt neben dem Pool fand eine Introduction statt (über die ich ja in meinem ersten Post schon kurz etwas gesagt hatte), allerdings hat man nicht viel gesehen und die Leute taten mir auch ein bisschen Leid, weil es kurz darauf angefangen hat wie aus Eimern zu schütten…
Als ich vor ein paar Wochen noch in Deutschland erfahren habe, dass ich nach Fort Portal gehen werde und mir mal ein Klimadiagramm angeschaut habe, dachte ich erstmal Oh nein. Es würde „kalt“ sein und jeden Tag regnen…
Da die Stadt etwa 1500 Meter über dem Meeresspiegel liegt, ist es hier angesichts der Tatsache, dass ich mich fast direkt am Äquator befinde wirklich relativ kühl, aber eigentlich total angenehm.  Auch liegt sie direkt vor den Bergen, weshalb es wirklich relativ oft, relativ plötzlich und relativ heftig regnet. Dennoch passiert dies eigentlich maximal ein Mal pro Tag und nie besonders lange. Bis jetzt war ich auch immer irgendwo drinnen oder konnte mich unterstellen und dann mag ich starken Regen bzw. vor allem das Geräusch echt gerne.




Danach waren wir noch in einem Restaurant, wo ich auch die Mutter von meinem Gastvater kennenlernte. Ohne, dass irgendetwas vorgefallen wäre habe ich dort das erste Mal so richtig Heimweh bekommen. Obwohl ich ja meine Gastfamilie, Menschen die sich bei der Arbeit um mich kümmern und meine Freunde habe, fühlte ich mich auf einmal total einsam und war den Tränen nah...
So war ich wirklich froh, als wir dann irgendwann nach Hause fuhren und es mir beim Spielen mit meinen Geschwistern schon wieder viel besser ging. Mir wurden die Haare gemacht, wir haben Klatschspiele und Stopptanz gespielt, den Flieger gemacht und so weiter und so fort. 

Sonntagmorgen wurde ich gleich mit den Worten „Come here, we are going to play“ begrüßt, durfte dann aber doch erst noch Frühstücken. Letztendlich habe ich außer Wäsche waschen, wofür ich angesichts der sich seit zwei Wochen ansammelnden Menge die Waschmaschine benutzen durfte (die meisten Familien besitzen allerdings keine und waschen per Hand, auch bei uns wäscht die Maid jedes Wochenende und die Maschine wird nur gelegentlich genutzt), und Tagebuch schreiben nichts geschafft, da ich den ganzen Tag von meinen Geschwistern in Beschlag genommen wurde. Während die 7-jährige Ivy sich ein bisschen zurückgezogen hat, hingen Cera und Valerie fast ununterbrochen an mir und wollten meine Aufmerksamkeit. Außerdem war der Cousin von Alvin da, womit ich zwei Jungen hatte, die meine Haare anfassten, mit meinem Handy oder Laptop spielen wollten oder mir einfach die ganze Zeit folgten.
So schön ich es als Einzelkind auch finde Geschwister zu haben und so sehr ich mich auch freue, wenn sie mich mögen und mit mir spielen wollen, aber manchmal kann es schon ein bisschen anstrengend sein. Vielleicht bin ich auch einfach noch nicht daran gewöhnt, dass es immer irgendwie laut ist oder dass ich nie wirklich allein bin, vielleicht lässt diese „Aufdringlichkeit“ aber auch irgendwann nach…
Letztendlich konnte ich abends sogar noch in Ruhe einen Film gucken, auch wenn mir natürlich bewusst ist, dass es als Schwester meine Aufgabe ist, mich einzubringen bzw. Zeit mit meiner neuen Familie zu bringen. Dennoch werde ich mich in Zukunft auch einfach mal zurückziehen, wenn ich merke, dass meine Energie zur Neige geht...

Kommentare

Anonym hat gesagt…
Schreibe weiter so fleißig. Es macht Spaß,die Berichte zu lesen.
Karin hat gesagt…
Das hast du sehr gut geschrieben! Weiter so, es ist fast so,als wäre ich dabei. Schön zu lesen,dass es dir gut geht und du die Zeit genießt(auch mit den Schwierigkeiten,bis jetzt eher klein,was hoffentlich so bleibt). Freue mich schon auf das nächste Kapitel��Mama��