Auf dem Weg ins neue Zuhause


Unsere Route
30.08. - 01.09.2019

Gemeinsam mit Trina und ihrem Mann machten wir uns am Freitagmittag auf den Weg nach Kampala (der Hauptstadt von Uganda) zu Philipps Gastfamilie. Nachdem auch dort das erste Kennenlernen abgeschlossen und das Gepäck übergeben war, ging es direkt weiter nach Fort Portal, wo auch ich endlich meine Gasteltern treffen würde. Vier unbequeme Stunden später und 300 Kilometer weiter westlich war es dann so weit. Ich war natürlich unglaublich aufgeregt, aber abgesehen von der etwas missglückten Handschüttel-Umarmungs-begrüßung liefs eigentlich echt gut. Es war allerdings auch nur Hallo, wie gehts, schön sich endlich zu sehen; dann den unfassbar schweren Koffer von einem Auto ins andere hieven und schon waren wir wieder unterwegs. Diesmal in Richtung Süden, nach Kasese, wo wir am nächsten Tag zwei Partnerorganisationen von VUGA besuchen würden. So einige Bodenwellen und Schlaglöcher machten die 1 1/2 stündige Fahrt zwar etwas beschwerlich, aber dafür war die Landschaft umso schöner, mit den Bergen im Hintergrund und wirklich viel „Grün“ abseits der Straße, womit ich vorher gar nicht gerechnet hatte. Das Highlight war aber der Moment, als Trinas Mann etwas zu schnell über eine der Bodenwellen fuhr und wir alle drei so „hochgeschleudert“ wurden, dass wir mit dem Kopf gegen die Decke stießen :D
Angekommen gab es wieder ugandisches Abendessen in einem Restaurant und dann ging es für die Nacht in ein Hotel.

Pia's und mein Prinzessinnenbett

Am nächsten Morgen der Besuch der beiden Organisationen, wo wir jeweils ein bisschen vom Gelände sahen und etwas erzählt bekamen. Dann ging es auch schon wieder den ganzen hubbeligen Weg zurück nach Fort Portal, um mich endgültig zu meiner Familie zu bringen.
Wie bereits erwähnt ist Matoke hier für viele eines der Hauptnahrungsmittel und so kaufte Trina auf unserem Weg erstmal fünf riesige Stauden der grünen Bananen von an der Straße entlanglaufenden Händlern. Wie sie uns erzählte reichen drei der Stauden (mit jeweils bestimmt 30-40 Bananen) gerade einmal eine Woche lang für ihre Familie (wobei das auch mehr als 10 Personen sind).

Eine Staude der Matoke-Bananen

An diesem Wochenende fand gerade die jährliche große Autorallye statt, die nicht nur die Bewohner Fort Portals begeistert, sondern auch sämtliche Hotels im Ort füllt. Dort wurde ich dann auch gleich hingebracht, um meinen Gastvater Vincent zu treffen. Und schon wieder ein Abschied... diesmal von meinen Verbündeten Pia und Philipp, die ich spätestens in 6 Monaten beim Zwischenseminar wiedersehen würde und von Trina, die mich aber alle paar Wochen besuchen würde.
Nachdem ich in der Bar „Pavillon“ von Amelie ihren Freunden vorgestellt wurde (von denen überraschenderweise viele weiß waren) durfte ich mit Vincent noch ein ganzes Fußballspiel der englischen Premier League anschauen, da die Rallye für den Tag schon vorbei war. Dann saß ich noch eine halbe Stunde bei besagten Freunden (was ehrlich gesagt wesentlich spannender war..), bevor es dann endlich nach Hause ging. Dachte ich. Denn auf dem Weg holten wir noch meine Gastmutter Priscilla, die Krankenschwester in einer Arztpraxis ist, bei der Arbeit ab, was nochmal eine Stunde warten bedeutete.



Dann ging es aber wirklich nach Hause, wo mich die Kinder gleich fröhlich mit einer Umarmung begrüßt haben. Zu der Zeit waren meine Geschwister Valerie (4) und Ivy (7) zuhause, sowie Cera (3) (die Tochter der Schwester meiner Gastmutter). Außerdem lebt im Haus noch ein junges Mädchen und eine „Maid“, die sich beide um den Haushalt und um die Kinder kümmern, aber leider kein Englisch sprechen.
Zum Verständnis ein kurzer Exkurs: In Uganda gibt es viele verschiedene Sprachen, die sich teilweise nur leicht, teilweise aber so stark unterscheiden, dass keine Verständigung untereinander mehr möglich ist. Pia und Philipp beispielsweise machen in den ersten drei Monaten einen Sprachkurs, um Luganda zu lernen, wohingegen bei mir Rutooro gesprochen wird. Meiner Erfahrung nach spricht ein Großteil der Ugander Englisch, aber beispielsweise in den kleinen Dörfern ist es nicht üblich.
Da es schon relativ spät war, wurde mir erstmal nur das Nötigste gezeigt und erklärt, anschließend gab es Essen und dann habe ich auch schon angefangen meinen Koffer auszupacken und mich einzurichten. Mein Zimmer ist an sich echt schön mit einem großen Bett, einem kleinen Regal, einer Art Kommode, die auch als Tisch dient und einem eigenen Bad mit Toilette, Waschbecken und Dusche. Nur die knallgrüne Wandfarbe ist etwas gewöhnungsbedürftig...













Am Sonntag wachte ich das erste Mal um halb acht auf, als die Kinder anfingen im Wohnzimmer zu spielen, was direkt an mein Zimmer grenzt. Mehr oder weniger erfolgreich habe ich dann aber noch bis um kurz nach neun geschlafen und mich anschließend fertig gemacht, da ich damit rechnete, dass wir in die Kirche gehen würden (In Uganda ist ein sehr großer Teil der Bevölkerung gläubig). Doch schon kurz darauf verabschiedeten sich meine Eltern zur Arbeit und ich war „allein“. So verbrachte ich den Tag hauptsächlich auf meinem Zimmer, habe mich weiter eingerichtet, an dem Blog gearbeitet, Tagebuch geschrieben und zwei Filme geschaut. Zwischendurch wurde mir noch die Bananenplantage der Familie gezeigt, wovon ich aufgrund der Weitläufigkeit erstmal überwältigt war. Die zwei Arbeiter begrüßten mich auch gleich freundlich mit „Hello how are you?“, was hier eine gängige Begrüßung ist, um Respekt zu zeigen.
Abends haben wir alle zusammen Matoke, Reis und Bohnen-Soße (auf dem Sofa vorm Fernseher :D) gegessen, bevor ich dann meine Gastgeschenke verteilt habe. Ein paar Sachen von der Firma meines Vaters, Schmuck und Make-Up für meine Gastmutter und natürlich Süßigkeiten für die Kinder. Da diese hier verhältnismäßig teuer sind, werden sie nicht häufig gegessen und lösen umso mehr Freude aus.
Im Anschluss bekam ich dann auch meinen „Pet-Name“ bzw. „Empaako“, der normalerweise gleich bei der Geburt von den Großeltern vergeben wird. So wie ich es verstanden habe, muss das Kind als Zeichen der Akzeptanz lachen und wenn es weint, wird ein anderer Name ausgesucht.
Priscilla und meine Geschwister haben „Kayo“ (Bedeutung: A beautiful flower, gesprochen Kadscho) ausgewählt und nennen mich jetzt auch meistens so. Dann habe ich noch „Akiiki“ per Los gezogen, was so viel wie Reisender bedeutet (passt eigentlich echt gut) und welchen ich außerhalb der Familie verwenden werde. Anschließend wurden mir noch ein paar erste Wörter Rutooro beigebracht, wie beispielsweise Guten Morgen (Oraire ota), Gute Nacht (Oraale kurungi) oder Danke (Webale). Auch kann ich jetzt eine Begrüßungskonversation führen, die ich Montag an meinem ersten Arbeitstag brauchen würde.

1: Empaako Yaawe? (Hello, what’s your pet-name?)
2: Akiiki. Kandi Eyaawe? (Akiiki, what’s yours?)
1: Amoti. (Zum Beispiel)
2: Oli ota, Amoti? / Tamoti? (Wie geht’s dir, Amoti?)
1: Kurungi. (Gut.)

So ging mein erstes Wochenende in Fort Portal zu Ende und meine erste Arbeitswoche konnte beginnen.

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