Neuanfänge


Dadurch, dass am Sonntagabend das Wasser ausgefallen war, durfte ich diesen Montag das erste Mal mit Kanister duschen und Haare waschen, was schon ein bisschen mühselig, aber machbar war. Das Wasser kommt aus einem Regenwassertank, wie ihn die meisten Haushalte haben, und wird normalerweise zum Wäsche- oder Geschirr waschen benutzt.



Nach der Arbeit (wo mal wieder nicht so viel passiert ist) hat Thea mich das erste Mal mit zu ihr nach Hause mitgenommen, mir ihr Zimmer gezeigt und mich ihrer Mutter vorgestellt, die echt nett ist. Zurück in der Stadt wurde ich beim Rolex essen belehrt, dass im Gehen essen als „respektlos“ gegenüber dem Essen angesehen wird, weswegen ich wohl ziemlich komisch angeschaut wurde.


Thea und ich am Chapati-Stand

Im Anschluss gab es auch noch Kuchen im Sweet Aromas, was im Nachhinein ein Riesenfehler war…mit viel zu vollem Magen ging es dann nämlich das erste Mal zum Sport, worauf ich mich eigentlich so sehr gefreut hatte. Letztendlich hatte ich zwar die ganze Zeit mit Übelkeit zu kämpfen, habe mich danach aber trotzdem irgendwie besser und angenehm ausgepowert gefühlt.
Am Dienstag haben Thea und ich angefangen Projekte zu planen, zum Beispiel einen „Paper bag workshop“, bei dem es darum geht, interessierten Leuten beizubringen, wie man Papiertüten herstellt, um damit Plastiktüten zu ersetzen und gleichzeitig Geld durch den Verkauf zu verdienen. Dabei hat mich die Tatsache, dass wir endlich produktiv sind und es ein Ziel gibt, richtig glücklich gemacht.
Um 4 Uhr bin ich dann zu meiner ersten Rutooro-Stunde aufgebrochen, wovor ich ein bisschen Angst hatte, weil ich die einzige Schülerin sein würde. Im Endeffekt war die Lehrerin aber total nett und es hat Spaß gemacht, auch wenn ich natürlich noch nicht so viel gelernt habe bzw. manches auch schon kannte. Zum Sport ging es wieder mit vollem Magen, weil ich natürlich unbedingt noch was essen wollte und die Zeit bis zum Workout überschätzt habe…


Mein Klassenraum

Mittwochabend dann mein bisheriger Boda-Höhepunkt.. ich wollte mich beim Supermarkt „Good Home“ abholen lassen, aber der Bodafahrer ist stattdessen zu mir nach Hause (Home) gefahren. Nach über einer Stunde, in der sich meiner Verzweiflung immer weiter steigerte (war schließlich dunkel und ich wollte einfach nur noch nach Hause) hat er mich dann aber doch noch gefunden (das Gleiche ist mir übrigens auch nochmal andersrum passiert, dass ich zuhause abgeholt werden wollte und der Bodafahrer stattdessen zu Good Home gefahren ist..).
 
So kam dann auch schon der Donnerstag. Einen Tag zuvor hatten wir bereits die ersten Gespräche mit Papiertüten-Herstellern, die unsere Lehrer für den Workshop sein könnten. Neben solchen Terminen kam dann aber auch noch ein Haufen anderer To Do’s dazu, sodass wir irgendwann einfach den Überblick verloren haben und ein bisschen überfordert waren, was vielleicht auch daran liegt, dass inzwischen noch weitere Projekte in Planung sind. An sich macht es aber total Spaß immer weiter zu planen und zu sehen, wie sich die Projekte entwickeln.
Der Rest des Tages verlief nicht so erfolgreich, denn nachdem ich 40 Minuten auf meinen Bodafahrer gewartet hatte, durfte ich dann nochmal über eine Stunde auf meine Rutooro-Lehrerin warten, die wegen des Regens nicht weiterfahren konnte. Nach den übriggebliebenen 20 Minuten Unterricht ging es wieder ins Gym, was dadurch, dass ich davor nichts gegessen hatte, zum ersten Mal richtig gut war.

Freitag war dafür wieder ein echt schöner Tag. Thea und ich haben viel Arbeit geschafft und dann kam auch noch ein kleines Katzenbaby ins Office!! Mein von Marie gebrochenes Herz (meine Katze zuhause, die ich immer noch vermisse...) war im Nu wieder ganz, als ich sie gestreichelt habe und sie auf meinem Schoß lag. Nach zwei weiteren Terminen für unseren Workshop trafen wir in der Stadt noch kurz zwei andere deutsche Freiwillige, die ähnlich lange wie ich hier sind und beide in einer Schule arbeiten.





Samstagnachmittag (nachdem meine Nerven vom stundenlangen Spielen mit meinen Geschwistern schon ein bisschen strapaziert waren) haben Thea und ich uns bei einer Freundin von ihr getroffen und Pizza gegessen. Sie hat bei sich zuhause einen selbstgebauten Ofen, in dem sie die Pizza bäckt und betreibt auch einen Lieferservice, was ich echt cool finde.
Eigentlich wollten wir abends auch noch in eine Bar, aber letztendlich waren wir beide zu faul und so bin ich mit einer zweiten Pizza nach Hause, die Alvin und Ivy freudig entgegengenommen haben.


Me and my Food Buddie

Sonntagmorgen musste ich um 8 Uhr aufstehen, um in einem Gottesdienst Werbung für unseren Workshop zu machen. Das Ganze hat nur einen Haken (abgesehen davon, dass es an einem Sonntag Schöneres gibt, als zu arbeite) und zwar, dass Präsentationen jeglicher Art mich sowieso nervös machen und dann war diese Kirche auch noch bis auf den letzten Platz besetzt, was weit über 100 Leute waren. Entspricht also ungefähr meinem persönlichen Albtraum, aber man muss sich ja seinen Ängsten stellen, um daran zu wachsen, nicht wahr? Letztendlich war es gar nicht soo schlimm, ein paar Leute haben sich registriert und wir haben sogar noch Zuckerrohr (über 2m lang und ganz schön schwer...) geschenkt bekommen.


Alles in allem lief diese Woche also richtig gut. Thea und ich sind auf der Arbeit ein echtes „Dreamteam“ und es fühlt sich gut an, endlich produktiv zu sein.  Im Moment ist alles so perfekt, dass ich Angst habe in ein richtig tiefes Loch zu fallen, wenn sie in ein paar Wochen weg sein wird. Sie ist einfach eine richtig gute Arbeitskollegin und Freundin, aber gleichzeitig habe ich immer das Ende im Hinterkopf und spüre jetzt schon, wie es mich runterzieht. Aber positiv denken!

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