Zwischen Kampala und Entebbe

30.09. - 06.10.2019


Am Montagmorgen traten Thea und ich die 5-stündige, nicht sonderlich komfortable Fahrt nach Kampala an, wo wir aber nur bis zum Taxi Park gelaufen und direkt weiter nach Entebbe gefahren sind. Mein erster Eindruck von der Hauptstadt Ugandas war zwar längst nicht so hektisch und überfüllt wie erwartet, aber dennoch wird man gerade an Straßenständen viel öfter angesprochen oder auch angefasst, was manchmal lustig, manchmal aber auch nervig sein kann.


Einer von Kampalas Taxiparks

Im Taxi war es heiß und eng, und ich war erschöpft von der Busfahrt, aber auf einmal habe ich mich ohne einen konkreten Grund so unglaublich glücklich gefühlt, dass ich dieses Gefühl am liebsten eingefangen und in einem Glas aufbewahrt hätte. Nirgendwo wäre ich in diesem Moment lieber gewesen als mit Thea in diesem Taxi, mit dem Sudoku auf dem Schoß und der Nachmittagssonne im Gesicht.
Die Zeit bei Trina war auch echt schön, allein deswegen, weil ich mich so gefreut habe, Pia und Philipp nach knapp einem Monat endlich wieder zu sehen.  Wir haben Nudeln gekocht, auf Theas ursprünglichen Ausreisetag angestoßen, Karten und Billiard gespielt und um 2 Uhr nachts zusammen eine Gute Nacht Geschichte gelesen :D


Quizfrage: Wer ist am hungrigsten?


Trina hatte zwei kleine Welpen bei sich zuhause, die ich am liebsten mitgenommen hätte <3

Am nächsten Tag gab es ein richtiges Luxus-Frühstück mit French Toast und im Anschluss sind Philipp, Thea und ich (Pia ist gleich in Entebbe geblieben) auch schon wieder zurück nach Kampala. Während auch Philipp sich dann nach Hause verabschiedet hat, sind wir in den Slum zum „Ghetto Research Lab“ gefahren. Das Ziel dieser Organisation ist es, zum einen die Situation im Slum zu verbessern und zum anderen ökologisch nachhaltig zu agieren. Dementsprechend haben wir während der echt interessanten Führung unter anderem Komposttoiletten, Gebäude aus Plastikflaschen-Ziegelsteinen und Urban Gardening gesehen.






Im Hintergrund sieht man ein Haus aus den Plastikflaschen-Ziegelsteinen


Zurück ging es wieder durch den doch ganz schön verrückten Verkehr Kampalas…es gibt zwar Safe Bodas, die z.B. immer einen zweiten Helm dabeihaben, aber trotzdem quetschen sie sich halt irgendwie zwischen den Autos durch und ich musste manchmal meine Knie einziehen, um nirgendwo anzustoßen. Als ich aber einen Fahrradfahrer entdeckte, der sich mit einer Glasflasche auf dem Kopf durch den Verkehr schlängelte und nicht im Mindesten besorgt zu sein schien, dass sie runterfallen könnte, musste ich dann doch wieder lachen :D
Übernachtet haben wir in einem Hotel, wobei es glaube ich das erste Mal war, dass ich das ganz allein mit einer Freundin gemacht habe…hat sich sehr erwachsen angefühlt.

Der Himmel auf Erden, wenn man sonst nur die kleinen Supermärkte Fort Portals hat


Der nächste Tag war dann leider alles andere als schön, weil ich schon seit morgens Magenprobleme hatte, mir irgendwie schlecht war und ich überhaupt keine Kraft hatte, sodass ich mich am liebsten einfach irgendwo hingelegt hätte. Das Ganze kann ich zu meiner Liste an körperlichen Beschwerden hinzufügen, auf der unter anderem schon mehrere Wunden an Händen und Füßen stehen, die einfach nicht verheilen wollen… Dennoch habe ich mir in einem sogenannten „Green Shop“ (=Second Hand Shop) endlich eine kleine Tasche zum Ausgehen, und auf dem Markt einen Badeanzug für den nächsten Poolausflug und einen Oversized Hoodie gekauft. 
Dort gibt es auch Einige, die mit Papier handeln und Papiertüten herstellen, was wir genutzt haben, um noch ein wenig Recherche für unseren Workshop zu betreiben.


Mittags haben wir uns dann (endlich) auf den Weg nach Hause gemacht, aber dadurch, dass es so eng und stickig im Bus war, habe ich Platzangst und schlecht Luft bekommen… Man glaubt gar nicht, wie schön es ist nach so einem Tag bzw. allgemein nach 3 Tagen wieder nach Hause zu kommen.

Die Arbeit am Donnerstag und Freitag war leider auch relativ stressig, weil am Monatsanfang immer alle, die sonst im Field arbeiten, im Office sind. Dafür muss ich die 1 ½ Stunden Rutooro in Zukunft nicht mehr allein durchstehen, sondern werde jetzt von zwei anderen deutschen Freiwilligen, Theresa und Leonie, unterstützt, die die Sprache auch gerne lernen wollen. Darüber bin ich ehrlich gesagt auch echt froh, weil es einfach deutlich entspannter ist, wenn der Fokus nicht mehr nur auf mir liegt.
Den Weg zur Schule hatte ich zu Fuß zurückgelegt und bin dabei an einem vollen Schulbus vorbeigekommen… Und auf einmal ist der ganze Bus komplett ausgerastet, alle haben Muzungu (Weißer) gerufen und gegen die Scheiben geklopft, was echt ein lustiger Anblick war (und ich glaube ich weiß jetzt, wie sich Promis fühlen, wenn sie Fans begegnen haha).

Am Samstag war dann der zweite Tag vom „Paper bag workshop“, wovor ich ehrlich gesagt ein bisschen Angst hatte. Letztendlich kamen aber doch wieder 15 Leute (wenn auch genau wie unser Trainer viel zu spät), wir haben weiter gefaltet und am Ende über Marketing gesprochen. Letzteres war allerdings weniger erfolgreich, weil die Teilnehmer nicht sonderlich viel Enthusiasmus gezeigt haben. Allerdings hat uns Nicolas versichert, dass das ganz normal bzw. einfach die Art der Menschen hier sei.


Wer ist die Schönste im ganzen Land?

Das Wort zum Sonntag (Zitat aus meinem Tagebuch): „Heute ist so ein schöner Tag!!“
Ich habe mit Unterbrechungen bis halb 10 geschlafen, was echt dringend nötig war, dann ausgiebig gefrühstückt, einen Film geguckt, zwei Waschmaschinen und mit Gloria von Hand gewaschen (mindestens genauso dringend nötig). Wo meine Familie war wusste ich natürlich wieder nicht, aber ich habe das Alleinsein dann einfach genossen.

Noch vor kurzem dachte ich, dass mit mir irgendetwas nicht stimmt, weil ich meistens lieber allein als unter Menschen bin bzw. es mich anstrengt länger Menschen um mich zu haben. Ich wollte das immer ändern und habe mich dazu gezwungen „rauszugehen“, weil ich dachte, dass ich mich irgendwann daran gewöhne. In 90% der Fälle hat es sich auch gelohnt, aber trotzdem hat sich vor jeder neuen Veranstaltung bzw. jedem Treffen alles in mir dagegen gesträubt.
Hier in Uganda merke ich es oft bei meinen Geschwistern. Wenn ich nach einem langen Tag nach Hause komme wäre ich einfach gerne allein und muss mich dann ein bisschen überwinden zumindest noch eine Weile im Wohnzimmer zu bleiben und mit ihnen zu spielen.
Worauf ich eigentlich hinauswill ist, dass ich dank einem Podcast, den ich höre, erkannt habe, dass es als introvertierter Mensch okay ist gerne allein zu sein. Das hat mir geholfen, diese Eigenschaft an mir mehr zu akzeptieren und manche Situationen diesbezüglich anders zu beurteilen. Auf Dauer hilft es mir vielleicht auch glücklicher zu sein, wenn ich nicht mehr entgegen meiner Persönlichkeit handle.

Kommentare

Karin hat gesagt…
Liebe Tochter, wieder toll
geschrieben, in Gedanken kann
ich dich begleiten, wenn ich lese.
Und du machst viele Erfahrungen!
Diese Ideen und Bauwerke aus Plastik-
flaschen sind erstaunlich!!
Der Schluß berührt mich besonders,
und ich wünsche dir, dass du auf
dich hörst, was dir gut tut.
Wie immer mit viel Mutterstolz
und noch mehr Liebe. Deine "Mum"
Christiane hat gesagt…
Liebe Finja, vielen Dank für Deinen spannenden und ehrlichen Beitrag. Es ist aufregend, dich in deinem Alltag zu begleiten. Du wirst merken, dass Vueles, was Dir heute fremd scheint, morgen schon ganz normal ist. Und so, wie Du es schreibst, höre auf Dich das ist das Allerwichtigste. Liebe Grüße aus Myanmar 🇲🇲 :-)