Das erste Mal im Field


14. - 20.10.2019
 
Neue Woche, neues Glück. Bei dem Montag war das allerdings gar nicht so einfach...zuerst saß ich bis um 12 einsam (naja zumindest ohne Thea) im Office und dann ging es mit meinem Supervisor Allan und einem anderen Supervisor mit seinem Freiwilligen das erste Mal ins Field. Die Fahrt auf dem Motorrad war unglaublich lang und anstrengend, weil zum Beispiel Schlaglöcher doch nochmal ein bisschen mehr wehtaten (Ich glaub mein Rücken fragt sich mittlerweile auch, was der Scheiß soll…).
Angekommen gab es erstmal Mittagessen, allerdings nur Fleisch, also für mich nichts, und dann fing das Meeting an. Es ging dabei um Risiken beim Bau von Latrinen und Maßnahmen, um diese zu mindern, denn vor einiger Zeit wurden in der Schule mit JESE’s Unterstützung Latrinen, Handwaschvorichtungen und ein Wassertank gebaut. Leider war das Ganze natürlich auf Rutooro, weshalb ich nur verstanden habe, was auf Englisch an die Tafel geschrieben wurde. Dazu kam noch eine unangenehme Situation am Ende, als ich spontan „ein paar Worte“ sagen sollte, was sich ein bisschen so angefühlt hat wie in der Schule, wenn man aufgerufen wird, aber nicht aufgepasst hat.


Rechts sieht man den Wassertank

Mein Supervisor Allan (links) hat das Meeting geleitet

Am Dienstag wollten Theresa, Leonie und ich eigentlich wie gewohnt nach der Rutooro-Stunde zum Sport, sind dann aber irgendwie im „Dutchess“ (ein von einem Niederländer geführtes Restaurant, wo es das ganze „westliche“ Essen gibt, das aber leider recht teuer ist) bei Bruschetta, Pizza, Burger und dann auch noch Nachtisch gelandet...keine Ahnung wie das passieren konnte.

Mittwoch. Donnerstag. Freitag! Wider Erwarten würden wir drei heute das eigentlich letzte Woche geplante Ausgehen nachholen, wofür ich abends mit zu den beiden in die Wohnung gekommen bin. Anders als bei meiner Organisation leben die Freiwilligen nicht in Gastfamilien, sondern in WGs, was definitiv Vor-aber auch Nachteile hat. Dort habe ich das erste Mal seit zwei Monaten warm geduscht (meine Familie hat zwar warmes Wasser, aber nicht in meinem Bad und weil ich keine Lust habe mir jeden Tag welches zu holen, habe ich mich einfach gleich an kaltes gewöhnt) und das erste Mal seit zwei Monaten Brot mit Butter gegessen, welche ich der üblichen Margarine doch deutlich vorziehe.
Letztendlich sind wir erst gegen Mitternacht wieder Richtung Stadt aufgebrochen, was eindeutig zu spät war, da die Bar, in die wir wollten, nämlich dann schon zu hatte. Das war aber gar nicht so schlimm, weil wir einfach mit Essen bewaffnet wieder zurück nach Hause sind und noch bis 5 Uhr morgens zusammensaßen. Ich frage mich immer noch, wie wir es geschafft haben, über 6 Stunden lang einfach nur zu reden ohne dass uns der Gesprächsstoff ausging…


Die beste Zeit um ein Rolex zu essen?

Nach 2 Stunden Schlaf gab es nur kurz Frühstück und dann musste ich auch schon los zu unserem letzten Workshop-Tag. Diesmal war eine der Teilnehmerinnen sogar pünktlich um 9 da, allerdings kamen alle anderen zur üblichen Zeit, weswegen sie mir doch ein bisschen leidtat.
Vor allem am Anfang war ich echt müde, was durchs Beschäftigtsein aber glücklicherweise besser wurde und wir haben fleißig gefaltet. Zum Schluss hat unser Trainer noch einen kleinen Vortrag gehalten, wie wichtig es sei, dass jeder in der Gruppe seinen Beitrag leiste, was glaube ich als Motivation echt nochmal nötig war. Für nächstes Wochenende ist jetzt das erste Follow-Up Meeting geplant und es wurde eine „Chairperson“ gewählt, die alle miteinander connected. Obwohl mich das Ende dieses Treffens positiv gestimmt hat, bin ich nicht sicher, ob letztendlich alles so ausgehen wird, wie wir es uns am Anfang des ganzen Projekts erhofft haben.

Und meine Pläne für den Samstagabend? Natürlich Ausgehen, was denn sonst? Also kurz nach Hause, was aufgrund der üblichen Boda-Problematik doch etwas länger geworden ist (niemand erreichbar, schon dunkel, nasse/rutschige Straßen, …) und dann wieder in die Stadt. Leider saß Thea zu dem Zeitpunkt schon eine Stunde allein in der Bar, weil alle anderen auch erst später kamen und war dementsprechend schlecht gelaunt. Zum Glück ging es relativ schnell wieder bergauf und bis wir mit Shamira, Shaggie und Suzan (Die ersten Beiden von JESE; Letztere die Schwester von Priscilla, mit der wir vor ein paar Wochen schonmal in der Mountains of the Moon Bar waren) im „Afrikana“ ankamen, war alles wieder gut. Das ist ein relativ großer „Outdoor“-Club und sehr beliebt, sowohl bei Einheimischen als auch bei Weißen. Dementsprechend haben wir dort auch noch andere Freunde von Thea getroffen und es wurde viel getanzt. 
Ich saß aber die meiste Zeit an unserem Tisch, da ich schlauerweise schon vorher gesagt hatte, dass ich es nicht mag, wenn man mich zum Tanzen zwingt. Das hatte aber auch zur Folge, dass ich, als ich es dann doch gewagt habe, noch mehr Aufmerksamkeit bekommen habe, und relativ schnell wieder auf meinen Beobachtungsposten geflüchtet bin. Das klingt zwar ein bisschen traurig, aber ich war vollauf zufrieden damit, der einzige Nachteil war, dass im Sitzen die Müdigkeit vom Abend vorher zum Vorschein kam und mir zwischendurch doch das ein oder andere Mal die Augen fast zufielen (woraufhin ich von Shaggie ganz entgeistert gefragt wurde, ob ich gerade wirklich schlafe haha).
Um halb 3 noch ein kurzer Stopp am Chapati-Stand und nach diesmal 5 erstaunlich guten Stunden Schlaf in der Klinik (trotz dem wir zu zweit in einem 1m-Bett lagen) ein gemeinsames Frühstück in der Stadt. 

Zuhause angekommen war ich wieder allein, obwohl ich mich innerlich schon voll auf die Kinder vorbereitet hatte, und konnte dementsprechend in Ruhe aufräumen, waschen und so weiter. Außerdem habe ich auch endlich mal meine Garderobe aufgehängt, was den Komfort meines Zimmers doch nochmal um einiges steigert. Abends war ich mal wieder spazieren, was ich in letzter Zeit irgendwie total gerne mache, wobei an dem belebteren Weg das ständige Grüßen und die Muzungu-Rufe der Kinder doch ein bisschen nervig sein können, wenn man einfach nur laufen und Musik hören will. 
Für meine Mitfreiwillige Pia war dieser Sonntag ein bisschen besonderer, weil sie Geburtstag hatte und ich freue mich jetzt schon diesen nachzufeiern, sobald wir uns mal wiedersehen.

Kommentare

Christiane hat gesagt…
Hallo Finja, lieben Dank für deinen tollen Bericht. Ich habe gestern gerade festgestellt, dass du schon drei Monate weg bist. Wenn man deine Berichte und Aktivitäten liest, ist es aber kein Wunder, dass die Zeit wie im Flug vergeht. Ich wünsche dir weiterhin eine tolle, positive, spannende und lustige Zeit. Ich denke an Dich. Liebe Grüße Christiane