Post aus Deutschland

11. - 17.11.2019

In letzter Zeit habe ich mit meinen Mitfreiwilligen viel übers Ausreisen geredet, weil die Gefahr bestand, dass unser neues Visum nicht rechtzeitig fertig werden würde und wir nach Deutschland zurückmüssen. Dass es eindeutig zu viel war, habe ich jetzt gemerkt, weil ich sogar schon davon träume..ich war nach dem Jahr wieder zurück, konnte mich aber an die restlichen 9 Monate nicht mehr erinnern, weshalb es sich angefühlt hat, als würde irgendetwas fehlen. Auch nach dem Aufwachen habe ich mich noch den ganzen Morgen total leer und komisch gefühlt.

Zu Beginn dieser Woche ging es mal wieder mit meinem Supervisor ins Field, diesmal für ein sogenanntes „Monitoring“ bei dem einfach geschaut wird, wie es bei den Partnerschulen von Jese so läuft, zum Beispiel hatte bei der ersten Schule der Wassertank ein Leck. Bei der dritten kam dann auf einmal die Frage „Are you ready to talk in front of the pupil?“, woraufhin ich innerlich ein bisschen panisch geworden bin, weil ich absolut nicht wusste, was ich sagen soll. Es blieb dann aber bei einem „Hallo mein Name ist Finja. Danke, dass ich hier sein darf. Usw.“, wobei ich aber trotzdem ziemlich eingeschüchtert war, angesichts der Tatsache, dass wir von 100 oder mehr Schülern umringt wurden.

Am Dienstag saß ich wahrscheinlich zur Verwunderung Außenstehender mal grinsend auf dem Boda, weil ich ein Paket von meinen Eltern beim Post Office abgeholt hatte und mich so sehr darauf freute es später aufzumachen (die Post wird nicht nach Hause geliefert, da es hier außer ein paar Straßennamen eigentlich keine Adressen gibt, sondern zum Post Office, wo man sich eine Box mieten kann). Ein paar Tage später (ich wollte die Vorfreude noch ein bisschen halten) saß ich dann wieder selig grinsend vor dem geöffneten Paket mit ganz vielen Süßigkeiten und einer Karte von meinem Papa.


Mittags ging es mit Thea und zwei anderen Freunden zum Lunch zum Matokehandelsplatz in der Nähe unseres Offices. Dort werden die Kochbananen nicht nur gekauft und verkauft (und auf riesigen Trucks oder alternativ auf Fahrrädern transportiert), sondern man bekommt eben auch für wenig Geld ein leckeres Mittagessen inmitten des Trubels.
Relativ überfordert war ich, als mir ein Fremder erzählte, dass er selber Lieder schreibt und dann anfing mir ein Liebeslied vorzusingen. Zum Glück rettete Thea mich aus der Situation und ich habe schon kurze Zeit später wieder keine Luft vor Lachen bekommen.

Ganz links sieht man die liebe Thea und daneben einen der großen Trucks, der gerade be-/entladen wird

Zizi/Ivan, Thea und ich auf dem Weg zum Lunch

Diesen Mittwoch ging es mit einem anderen Kollegen ins Field, wieder zu der Schule, wo ich ganz am Anfang war. Dort wurde zuerst vor der ganzen Schülerschaft ein Vortrag, unter anderem über Hygiene, gehalten und dann ging es noch in zwei Klassenräume (alles auf Rutooro, weshalb mein Verstehen relativ begrenzt war). Natürlich musste auch ich wieder ein paar Worte sagen, was wie jedes Mal ziemlich unangenehm war, weshalb ich mir echt mal „ein paar Worte“ zurechtlegen muss, damit ich in solchen Situationen nicht immer so rumstottere.


Der Samstag war wie so oft ein typischer Wasch-, Putz -und Äufräumtag, womit ich auch wirklich den ganzen Tag verbracht habe. War dann zwar am Ende ziemlich erschöpft, habe mich aber auch gut gefühlt, so viel erledigt zu haben.
Was mich allerdings in letzter Zeit ein bisschen stresst, sind kleine, juckende Stiche (zusätzlich zu den üblichen Mückenstichen) bei denen ich die Befürchtung habe, dass sie von Flöhen kommen könnten. Irgendwie scheint dies nämlich das Schicksal vieler Freiwilliger zu sein, so auch Thea, die schon mehrmals ihr Bett mit Gift behandelt hat, aber die Viecher einfach nicht loswird, weswegen ich davor schon einen gewissen Respekt bzw. Angst habe.

Am Sonntag habe ich zwei Stunden lang mit meinem Mitfreiwilligen telefoniert, weil wir uns dadurch, dass er in Kampala ist und ich in Fort Portal, einfach viel zu selten sehen. Mittags wurde ich dann von Thea zu einem Treffen mit ein paar Freunden eingeladen und wollte in typischer Finja-Manier zuerst nicht gehen. Aber sie kennt mich inzwischen einfach zu gut, weshalb kurz darauf eine SMS mit nur einem Wort „Komm!“ ankam (Sie hat ihr Internet fast nie an, weswegen man mit ihr wie im Mittelalter über SMS oder noch schlimmer mittels eines Telefonats kommunizieren muss), woraufhin ich mich dann tatsächlich aufgerafft habe. Und es stellte sich als gute Entscheidung heraus, denn das Treffen war wirklich cool, neben den Einheimischen war noch eine israelische Freiwillige da, wir haben gegessen und ein Kartenspiel gespielt, was echt Spaß gemacht hat.

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